Kann man NLP “online” lernen?
Vor Corona gab es diese Frage überhaupt nicht. Es war selbstverständlich, dass die Methoden in einer Ausbildungsgruppe an einem Kursteilnehmer oder einer Kursteilnehmerin demonstriert und anschließend in Selbsterfahrung (zu zweit oder zu dritt) erprobt und die Erfahrungen anschließend besprochen wurden. Durch Corona wurde es üblich/notwendig, Kurse “online” durchzuführen. Gleichzeitig haben viele Anbieter dabei ihre Kursdauer komprimiert (“NLP in 14 Tagen – 14 Online-Einheiten”).
Meine Meinung dazu:
NLP wird (leider) häufig als “Tool-Box” für einen schnellen Weg zu Erfolg und Wohlstand verkauft. Tatsächlich beinhaltet NLP aber wirkungsvolle Methoden für eine ganzheitliche persönliche Weiterentwicklung. So verstanden erfordert die Vermittlung dieser Methoden eine verantwortungsvolle Grundhaltung, bei der respektvoll und wertschätzend mit den Erfahrungen der Teilnehmer und ihren daraus resultierenden Befürchtungen und Ängsten, aber auch ihrer Trauer oder Wut umgegangen wird. Darüber hinaus gilt es, Teilnehmern mit einer strukturierten Vorgehensweise zu ermöglichen, sich den Erlebnissen zu stellen, mit denen sie sich (oft seit Jahrzehnten) im Weg stehen, hilfreiche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen und neue Entscheidungen zu treffen. Diese Form der Selbsterfahrung und Reflexion ist für mich ein entscheidendes Merkmal der Qualität einer NLP-Ausbildung (s. “Mein Ausbildungskonzept”).
Es gibt inzwischen viele gute Vorträge zu NLP im Internet, in denen methodisches Wissen vermittelt wird. Selbsterfahrung können sie aber nicht ersetzen. “Online” besteht aus meiner Erfahrung die Gefahr, dass Menschen das tun, was sie immer tun: Sie konzentrieren sich auf ihre “Fassade”, das Bild, das sie nach außen abgeben. Würden Sie wirklich “online” Ihre Trauer oder Ihre Verzweiflung zeigen? Ihre Angst oder Ihre Wut? Vor Menschen, die Sie nur vom Monitor kennen? Nein… die wenigsten Menschen lassen sich “online” auf Gefühle ein. Und das ist auch gut so. Es ist ein Schutzmechanismus unserer Psyche, dass wir an unangenehme Erfahrungen und die damit verbundenen Gefühle am liebsten nicht mehr denken wollen. Es braucht daher einen vertrauensvollen Rahmen, damit wir uns auf neue Erfahrungen einlassen können. Daher halte ich es sogar für fahrlässig, manche Methoden “online” in sog. Konferenzräumen ausprobieren zu lassen.
Der Wunsch nach schneller Veränderung entspricht dem Zeitgeist, vor allem, wenn uns persönliche Weiterentwicklung effizient und zügig vor dem Monitor versprochen wird. Aber warum funktioniert es nicht? Liebgewonnene Denk- und Verhaltensmuster geben uns Sicherheit. Niemand verlässt gerne seine Komfortzone, in der er sich sicher fühlt… Die Veränderung von gewohnten Denkmustern erfordert Reflexion. Wir müssen uns bewusst machen, was wir nicht mehr wollen – und warum. Die individuelle Unterstützung erfahrener Menschen, denen wir vertrauen, kann dabei deutlich weiterhelfen. Und: persönliche Entwicklung braucht Zeit! Wir müssen Entscheidungen treffen, uns auf neue Erfahrungen einlassen, diese reflektieren, vielleicht unsere bisherigen Ziele modifizieren… In kompakten Einheiten innerhalb eines komprimierten Zeitraums (und seien sie auch noch so gut vorbereitet) bleibt all das auf der Strecke.
Wollen Sie lediglich Methoden erlernen oder erkennen, was für Sie ganz persönlich ein erfülltes, erfolgreiches Leben bedeutet? Wollen Sie herausfinden, mit welchen Denkmustern Sie sich dabei selbst im Weg stehen und diese durch bessere ersetzen? Und die “alten” blockierenden Gefühle endlich verarbeiten? Dann entscheiden Sie sich nicht für eine schnelle online-Ausbildung, sondern für Ihre persönliche Entwicklung…