Mediation in einer aktuellen Konfliksituation
Wo unterschiedliche Menschen zusammenarbeiten, kommt es zu Meinungsverschiedenheiten. Wird auf Dauer kein Konsens erzielt, können sich die „Fronten“ so verhärten, dass keine Lösung mehr möglich scheint – und dadurch Abläufe im Unternehmen regelrecht blockiert werden. Mediation beinhaltet die Vermittlung zwischen zwei oder mehreren Personen(-gruppen) in einer aktuellen Konfliktsituation durch eine neutrale dritte Person.
Mediation ist sinnvoll…
Was ist das Ziel einer Mediation?
Die Anwendung einer Mediation kann keine Lösung garantieren. Die konsequente Gesprächssteuerung durch einen “neutralen Dritten” ermöglicht aber in vielen Fällen, dass Missverständnisse geklärt, eingeschränkten Sichtweisen wieder erweitert und emotionale Blockaden aufgelöst werden können. Durch das gegenseitige Verständnis wird oft wieder eine Lösung im Konsens möglich.
Was sind die Voraussetzungen für eine Mediation?
Eine “verordnete” Mediation hilft selten weiter. Eine Mediation ist dann erfolgreich, wenn allen Beteiligten bewusst ist, dass mit den derzeitigen Kommunikationsmustern der Konflikt nicht (mehr) gelöst werden kann. Darüber hinaus sollte Einsicht darüber bestehen, dass aufgrund von betrieblichen Erfordernissen eine Einigung dringend erforderlich ist, beispielsweise weil gemeinsam übergeordnete Ziele verfolgt werden müssen oder die bestehenden Spannungen die Zusammenarbeit massiv beeinträchtigen. Eine Mediation ist keine weitere Maßnahme, “wenn bisher alle wohlmeinenden Gespräche gescheitert sind”. Sie ist ein letzter Versuch, die Beteiligten mit Hilfe eines Dritten bei einer gemeinsamen Konfliktlösung zu unterstützen. Ist keine Bereitschaft auf einer (oder beiden Seiten) erkennbar, die eigenen Anteile an einer Konfliktsituation zu erkennen und an einer akzeptablen Lösung für alle Parteien mitzuarbeiten, sollte dies Konsequenzen haben. Es ist wichtig, diese Voraussetzungen im Vorfeld einer Mediation zu klären, damit diese nicht irrtümlich genutzt wird, um den Mediator oder die Mediatorin von der eigenen Sichtweise zu überzeugen oder ihn/sie “vor den eigenen Karren zu spannen”.
Tatsächlich habe ich es in der Praxis häufig erlebt, dass erst die Ankündigung, bei fehlender Bereitschaft notfalls beiden Beteiligten das Arbeitsverhältnis zu kündigen, zu einer konstruktiven Zusammenarbeit geführt hat. Mir erschien es oft, als hätten die “Streithähne” regelrecht auf eine klare Ansage gewartet, um ihre “Machtspiele” endlich beenden zu können. Und ganz ehrlich: Kennen wir diese Verhaltensmuster nicht aus unserer Kindheit?
Welche Rolle hat der Mediator?
Als Mediatorin übernehme ich die Rolle des neutralen, allparteilichen Dritten. ich leite die Diskussion, fungiere als kommunikative Vermittlerin und „Übersetzerin“ zwischen den Parteien, übernehme aber keine inhaltliche Verantwortung.
Durch eine klar strukturierte Gesprächsleitung stelle ich sicher, dass
- jeder Beteiligte ausgewogen sowohl den eigenen Standpunkt darstellt als auch dem Standpunkt der anderen Partei zuhört
- unklare bzw. missverständliche Äußerungen konkretisiert und zu Grunde liegende Interessen konsequent hinterfragt werden
- destruktive, vergangenheitsorientierte Verläufe (Vorwürfe, Schuldzuweisungen etc.) frühzeitig in konstruktive, zukunftsorientierte Diskussionen umgeleitet werden
Einzelgespräche vorab?
Die Meinungen sind unterschiedlich, ob ein Mediator “neutral” sein kann, wenn er vorher mit den Beteiligten Einzelgespräche geführt hat. Ich finde Einzelgespräche in den meisten Fällen sehr hilfreich. Dabei geht es mir nicht vorrangig darum, den Sachkonflikt zu verstehen. Stattdessen hinterfrage ich die Bedürfnisse und Wünsche hinter einem Standpunkt – und vor allem die Wünsche an eine Lösung. Wir können oft sehr gut formulieren, was wir nicht wollen, was wir uns nicht bieten lassen wollen und wogegen wir vorgehen. Vor lauter “Kampfgeist” vergessen wir aber, was wir eigentlich wollen… Es erleichtert eine Mediation ungemein, wenn sich die Beteiligten vorher klargemacht haben, was für sie eine Lösung sein könnte.