Erfahrungsbericht: Massive Ängste mit Zwangshandlungen

“Im Jahr 2007 wandte ich mich an Hans Rebhan, um mit ihm an meinen massiven Ängsten zu arbeiten. Damals war ich Anfang 20, mitten in meinem Studium – zu Beginn des Hauptstudiums. Ich wohnte noch bei meinen Eltern, zog aber im Laufe des Jahres mit meiner damaligen Freundin zusammen. Ich stamme aus einer Akademikerfamilie, was sicher einen sehr hohen eigenen Leistungsanspruch in mir weckte. Es fiel mir schon immer leicht auch ohne großen Aufwand sehr gute Leistungen abzuliefern – sei es nun in der Schule gewesen, oder im Bereich des Sports. Ins Studium gestartet war ich mit einem sehr guten Abitur und übte gleichzeitig Leistungssport aus. Es erschien mir damals so, als gäbe es für mich keinerlei Leistungsgrenzen, die ich nicht überschreiten könnte – weder körperlich, noch mental. Auch im Studium hatte ich mir vorgenommen, zu den Besten zu gehören und war auch auf dem Weg dorthin. Eine auslösende Situation sah ich damals für meine Angsterkrankung nicht. Mittlerweile bin ich der festen Überzeugung, dass der extrem große Erfolgsdruck, den ich mir selbst auferlegt hatte, und der Stress, der damit verbunden war, zu den Ängsten geführt haben. Ich habe damals völlig wahnsinnige Dinge gemacht, was Lernen und Energie angeht. Beispielsweise habe ich freiwillig zwei Probeklausuren an einem Tag geschrieben und danach noch gelernt. Das führte zu 11 bis 12 Stunden hoch intensiven Lerntagen mit einem extrem hohen Konzentrationsniveau über Tage und Wochen hinweg. Damit habe ich totalen Raubbau an meinen Energien betrieben und entfernte mich natürlich sehr weit vom natürlichen Rhythmus meines Körpers. Ich sah nur das Ziel, ein möglichst herausragendes Studienergebnis in möglichst kurzer Zeit zu erzielen. Ich wollte Karriere machen.

Begonnen haben meine Ängste mit ein paar Kontrollticks.  Ich ging regelmäßig zurück in die Wohnung, um zu sehen, ob der Herd tatsächlich ausgeschaltet ist. Ursprünglich fand ich das gar nicht so problematisch, doch dieses Verhalten verband sich mehr und mehr mit einer massiven Angst, durch einen Fehler andere Menschen zu schädigen. Die Ticks weiteten sich auf sehr sehr viele andere Dinge aus. Fuhr ich beispielsweise über eine Bodenwelle, machte ich mir Sorgen, jemanden überfahren zu haben, fuhr ich eine U-Bahntreppe hinunter, hatte ich Angst, jemanden mit der Schulter zu streifen und ihn dadurch zu Fall zu bringen. Das Ganze hat sich sehr breit aufgestellt – jede Gelegenheit, die meine Psyche hatte, um mir Angstgefühle zu schicken, hat sie auch genutzt. Ich begann, mich über Zwangserkrankungen und Ängste im Internet zu informieren. Auch wenn ich bei meinen Recherchen lesen konnte, dass diese Steigerung und Ausweitung „normal“ ist, bedeutete das für mich zum Einen eine massive persönliche Einschränkung – daneben wuchs auch der Leidensdruck stark an. Grundsätzlich bin ich ein sehr analytisch denkender Mensch – ich konnte sehr genau erkennen, dass meine Ängste völlig irrational waren – dass es in der realen Welt kein Problem gab – und bekam die Angst dennoch nicht in den Griff. Unter dieser Erkenntnis – der Angst trotz meines klaren Verstandes völlig ausgeliefert zu sein – litt ich am meisten.

Die Angst äußerte sich in starken körperlichen Symptomen. Ich hatte sehr starke Verkrampfungen in der Magengegend, Muskelanspannungen im Körper, die sich bis hin zu Verkrampfungen steigerten, erhöhten Puls, Kiefermahlen – die klassischen Angstsymptome. An diese körperlichen Reaktionen hängten sich starke Gedankenströme – ich habe immer wieder gegrübelt und konnte die Gedanken nicht loslassen von Ereignissen, von denen ich doch wusste, dass sie gar nicht stattgefunden hatten. Es gelang mir nicht mehr, mich auf andere Dinge zu fokussieren. Mit der Zeit wurde es für mich immer schwieriger, das „normale Leben“ aufrecht zu erhalten. Ich habe mit dem Sport aufgehört, obwohl ich eigentlich Leistungssportler war. Lediglich mein Studium konnte ich weiter führen, ohne Prüfungen zu verpassen. Das war ein harter Kampf für mich. Unter diesen Umständen erschien mir das Studium als eines der anstrengendsten Dinge, die ich je gemacht habe. Meinen Alltag konnte ich noch bewältigen, doch viele Dinge waren auch dort für mich mit sehr sehr großen Anstrengungen verbunden. Auch wenn ich in dieser Phase mit meiner Freundin zusammenzog, glaube ich doch, dass letztlich meine Beziehung zu ihr an meiner Erkrankung gescheitert ist. Als Partner ist es unglaublich hart, eine solche Phase mitzumachen – den Menschen, dem man liebt, sieht man leiden. Darüber hinaus birgt die Erkrankung ein großes Konfliktpotential – in vielen Situationen reagiert man einfach nicht mehr vernünftig und aufgrund der Überforderung, die man selbst empfindet auch aggressiver, als unter normalen Umständen. Von außen ist das verständlicher Weise nicht nachvollziehbar. Ich selbst habe mir starke Vorwürfe gemacht, dass meine Freundin unter meinem irrationalen Handeln leidet. Auch freundschaftliche Beziehungen haben stark gelitten. Mit meiner Erkrankung bin ich damals nicht offen umgegangen, sondern habe versucht, das auch im Freundeskreis zu verbergen. Ich habe mich aus sozialen Beziehungen zurückgezogen.

Die ganze Phase in der ich mit diesen ausgeprägten Ängsten lebte, dauerte zwei bis drei Jahre. Rückblickend ist das nicht lange – während dieser Zeit fühlte es sich wahnsinnig lange an. Zunächst hatte ich mich an einen Arzt gewandt, der mir ein leichtes Medikament und Psychotherapie verschrieb. Der kassenzugelassene Psychotherapeut, den ich wählte, wandte tiefenpsychologische Gesprächstherapie an. Diese Form der Therapie passte sehr gut zu mir, da hier sehr logisch und analytisch vorgegangen wird, was ja meiner Art zu denken entsprach. Als Diagnose wurden Zwangshandlungen und Zwangsgedanken gestellt. Ganz zu Beginn, als es mir noch sehr schlecht ging, nahm ich leichte Medikamente ein, um die schlimmsten Ängste in den Griff zu bekommen. Nach ein paar Wochen wurden sie aber wieder abgesetzt. Zunächst half mir die tiefenpsychologische Gesprächstherapie recht gut, ich hatte aber das Gefühl, dass damit nicht die tatsächliche Ursache für meine Ängste beseitigt werden würde. Ich hielt es für eine sehr wirksame Methode, die Symptome zu bearbeiten. Mein Leben wurde zwar leichter durch diese Therapie – es fehlte mir aber eine grundlegende Veränderung – das, was ich unter Heilung verstehen würde. Der Therapeut sah die Ursache für die aufgetretenen Ängste und Zwangshandlungen primär in meiner Familiengeschichte aber auch in dem Stress, den ich durch das Studium hatte. Nachdem ich vorher noch nie psychotherapeutische Hilfe in Anspruch genommen habe, kannte ich keine anderen Möglichkeiten, mich behandeln zu lassen. Der Kontakt zu Hans Rebhan ergab sich eher zufällig, über einen gemeinsamen Bekannten, der Herrn Rebhan von meinen Problemen erzählte. Ich war gerne bereit, mir eine weitere Behandlungsoption anzuschauen.

Die Arbeit mit dem Gesprächstherapeuten erhielt ich in Absprache mit Herrn Rebhan auch während der Therapie bei ihm aufrecht. Die Idee war, auch im Akutfall einen Ansprechpartner vor Ort zu haben, da die Entfernung zwischen Hans Rebhan und meinem damaligen Wohnort doch recht weit war. In der Zeit von 2008 bis 2010 fuhr ich anfangs wöchentlich und später alle zwei Wochen zu Hans Rebhan in die Praxis. Der Gesprächstherapeut stand dieser Vereinbarung sehr offen und positiv gegenüber. Er stellte aus medizinisch-therapeutischer Sicht ganz klare Verbesserungen mit Beginn der Therapie bei Hans Rebhan fest. Nachdem er die Erfolge im emotionalen Bereich sah, unterstützte er sie, indem er seine Arbeit in den verhaltenstherapeutischen Bereich verlegte. Im Jahr 2010 entließ er mich als geheilt aus der Therapie. Die Heilung war zu einem sehr großen Teil auf die Arbeit von Hans Rebhan zurückzuführen. Ich habe auch sehr viel Zeit in seine „Anleitung zur Selbstheilung“ (Anmerkung: – das ist der selbst durchgeführte Ziff-Prozzess) investiert. Ich halte es für sehr, sehr wichtig, selbst aktiv zu werden, den Heilungsprozess selbst in die Hand zu nehmen und damit auch ein Stück weit die Verantwortung für die Genesung zu übernehmen. Die Art der Therapie von Hans Rebhan kannte ich nicht. Ich hatte keinerlei Erfahrungen damit. Ich war sehr überrascht, über diese Art des Vorgehens. Hans Rebhan selbst ist ein sehr beeindruckender Mensch. Die erste Frage, die er mir stellte war „Wie schlecht geht es Ihnen?“. Da fühlte ich mich tatsächlich im ersten Moment ein bisschen angegriffen. Das war etwas konträr anderes, als das was ich bisher erlebt hatte. Nachdem ich mich sehr stark mit japanischer Philosophie beschäftigt hatte, war die Art von Hans Rebhan zu arbeiten für mich vermutlich nicht so fremd, wie für andere. Zwischen der japanischen Philosophie und der Vorgehensweise von Hans Rebhan habe ich im Laufe der Zeit viele Parallelen erkannt. Insbesondere habe ich erst durch die Arbeit mit Hans Rebhan das Zitat „Der Weg ist das Ziel“ richtig verstanden. Der Weg ist das Ziel, weil es ein „Ziel“ gar nicht gibt. Es geht um ständige Weiterentwicklung des eigenen Selbst. Auch die größere Ausrichtung der Wahrnehmung „nach innen“ ist eine Parallele, die ich sehe. Mit Visualisierungsübungen hatte ich bis dahin keinerlei Erfahrungen. Mittlerweile habe ich interessanter Weise in Büchern von Sporttrainern aus den USA ähnliche Ansätze und Arbeitsweisen – was Visualisierungsarbeit betrifft – gefunden. Hans Rebhans Umgang mit biologischen, hormonellen, körperlichen und emotionalen Reaktionen stellt für mich die Verbindung von Körper und Geist, um die es geht, dar. Ich würde ihn in den Bereich einordnen, in dem sich mittlerweile sehr viele gute Sportwissenschaftler und Mediziner hinbewegen – eher in den holistischen Bereich.

Herr Rebhan hat mir klar gemacht, dass es recht hart für mich werden wird, weil er mich in die Emotionen, vor den ich versuche mich abzuschirmen, hineinführen wird. Das würde sehr unangenehm werden und viel Eigeneinsatz voraussetzen und ich müsse sofort aufhören, über meine Situation zu jammern. Auch wenn ich mich damals wiederum leicht provoziert gefühlt habe – das ist ja auch ein Vorwurf – man gibt sich selbstmitleidig. Doch es ist vollkommen richtig, ich habe das relativ schnell begriffen. Ich dachte dann O. K. – es geht mir gerade scheiße – richtig vorwärts geht es gerade mit der Psychotherapie bei dem Gesprächstherapeuten nicht mehr, dann mache ich jetzt einfach alles, was Hans Rebhan sagt und probiere es einfach mal aus. Hans Rebhan informiert sehr genau, was er tut und worauf man sich dabei einlässt. Letztlich steht zu Beginn der Arbeit eine eigene Entscheidung. Ich habe sie getroffen, da der Leidensdruck groß genug war – ich wollte wieder gesund werden.

Herr Rebhan führte mich in meine Gefühlswelt. Das hat bei mir sehr schnell und einfach funktioniert – ich hatte bereits Erfahrung in Meditation und Körperfokus. Der Prozess war dermaßen beeindruckend für mich, dass ich sofort wusste, dass das mein Weg sein wird. Das Trancegefühl und die Entspannung in dieser Tiefe waren für mich eine neue Erfahrung, die sehr gut war. Ich war auch sehr beeindruckt davon, was sich visuell in meiner Psyche währenddessen abgespielt hat, welche Kommunikationsmöglichkeiten in meinem Körper sich geöffnet haben und dass sich der Leidensdruck nach der Behandlung  so stark reduziert hatte. Mir war extrem schnell klar, dass ich auf diese Weise gesund werden würde. Sowohl der meditative Zustand, in den ich gekommen bin, als auch der unmittelbar eingetretene Erfolg waren so riesig, dass ich gesagt habe – klar das wird mein Ding. Auch wenn ich sonst eher logisch analytisch komplex denke, hat die Arbeit auf der instinktiven Ebene gefühlt einfach gepasst. Mir ist sehr schnell klar geworden, weshalb ich die Dinge so tue, wie ich sie tue und wo mein Problem lag. Die für mich nie empfundenen Leistungsgrenzen führen zu dem Konflikt, zum einen immer weiter zu streben und zum anderen aber einen Teil zu haben, der darauf bedacht ist, mich in Harmonie und gesund zu erhalten. Als mich Hans Rebhan in das Gefühl hineingeführt hat, hat sich das mir als ganz große leuchtende Energiekugel dargestellt. Als ich sie visuell anfassen sollte, kamen die Gefühle wie eine Sturmflut körperlich über mich hinweg, sind durch den ganzen Körper durchgegangen – das war brutal. Interessanter Weise war die Angst nicht so unangenehm, wie ich sie im realen, wachen Zustand erlebt hatte. Der Energiestoß glich das Unangenehme für mich ein wenig aus. Ich spürte Gänsehaut am ganzen Körper und leichtes Zittern – es war wie Anspannung, die sich auflöste. Die leuchtende Kugel hat mehrmals die Farbe gewechselt und war am Schluss eher wie ein Edelstein – auch wenn die Beschreibungen dessen, was man da erlebt, eher schwierig sind. Um mich herum habe ich ein weißes Leuchten wahrgenommen. Ich kenne ein ähnliches Gefühl vom Floating – wie ein leichtes Schweben. Am Ende des Prozesses war ich extrem erschöpft und extrem entspannt – müde, aber eine angenehme Müdigkeit. Ich war auch teilweise sehr euphorisch, weil ich weder durch die Medikamente noch durch die Gesprächstherapie etwas vergleichbares erlebt hatte, dass den „Emotionsdruck“ so gelindert hat – nicht einmal ansatzweise. Diese Gefühle kannte ich vorher noch überhaupt nicht – aus keinem Lebenszusammenhang. Das war so schön, dass es mich einfach begeistert hat.

Die Arbeit mit dem Ziff-Prozess hatte sehr schnell Auswirkungen auf mein Empfinden und meinen Alltag. Anfangs ist es mir noch schwer gefallen, doch ich habe es einfach immer wieder gemacht. Mit den Situationen ganz anders umzugehen, in denen ich Angst empfunden habe oder das Gefühl hatte, ich müsse etwas kontrollieren. Ich habe versucht, als erste Reaktion nicht zu kontrollieren, sondern als erste Reaktion zu fühlen. Das war anfangs noch schwer und ist mir auch nicht immer gelungen. Ich wollte schauen, was passiert, wenn ich fühle. Das hing auch davon ab, ob ich gerade Zeit dazu hatte, oder gerade einen Termin wahrnehmen musste. Das war die größte Auswirkung. Meine Antwort auf die angstauslösende Situation hat sich komplett gewandelt. Ich habe versucht, in der Situation direkt zu fühlen – sprich, den Ziff-Prozess für mich alleine durchzuführen, oder ihn zeitnah nachzuholen, wenn es in der Situation nicht möglich war. Ich habe auch vor dem Aufstehen und beim Zubettgehen versucht nochmals in den Prozess zu gehen. Das war anfangs schwierig und nervig und ich habe mich manchmal aufgeregt, dass ich das nicht geschafft habe. Durch das immer wieder machen, ist das sehr viel besser geworden. Anfangs war ich mir noch nicht darüber im Klaren, wie wesentlich es ist, selbst immer wieder aktiv zu werden – ich bin lediglich der Aufforderung von Hans Rebhan gefolgt, den Prozess zu üben und in meinen Tag zu integrieren. Ich lasse mir gerne von Menschen etwas sagen, die Profi sind und viel Erfahrung haben in ihrem Bereich. Mit der Zeit habe ich selbst gemerkt, dass es besser wird, wenn ich es öfter tue. Die Erfahrung beim eignen Üben war bei weitem nicht so tief, wie in den Sitzungen mit Hans Rebhan. Das war am Anfang durchaus frustrierend – gerade, wenn man weiß, welche Tiefe das Gefühl erreichen kann. Allerdings kann man akut auftretende Gefühle sehr gut selbst bearbeiten. Mittlerweile erreiche ich diese Tiefe. Seit etwa zwei Jahren – also nach fünf Jahren der Übung – komme ich für mich alleine in die gleiche Tiefe, wie in den Sitzungen mit Hans Rebhan. Um das reine, akut auftretende Gefühl frei zu lassen, brauche ich keinen Ziff-Prozess mehr – mein Körper hat das zwischenzeitlich gelernt. Ich kann das zu jeder Zeit einfach durch einen kleinen Gedankenbefehl an mich selbst. Das benutze ich sehr oft – beispielsweise vor Prüfungen. Ich bereite mich einfach zwei, drei Minuten lang vor, indem ich mich hinsetze und die Gefühle noch einmal frei gebe. Gleiches tue ich vor Situationen, die mich fordern oder stressen. Ich nehme dabei auch körperlich wahr, dass Parasympatikus und Verdauung dadurch aktiviert werden und ich besser zur Ruhe komme. Die Zwangshandlungen habe ich noch eine Zeit lang beibehalten. Das waren angelernte Habitate. Mir war das durchaus bewusst. Sie waren mit der Zeit nicht mehr gekoppelt an Angst oder Leidensdruck – das war mehr Gewohnheit – ich ging aus der Wohnung und schaute auf den Herd z. B. Wenn ich so ein Habitat bei mir feststellte, versuchte ich das auch ganz bewusst abzuschaffen. Ich handle nicht mehr danach.

Der Ziff-Prozess hat mein Leben in großen Teilen komplett verändert. Er hat mir tatsächlich Heilung gebracht. Ich bin ein wissenschaftlich sehr interessierter Mensch. Ich höre und lese viel und weiß daher, dass bei dieser Ausprägung von Zwangshandlungen, Zwangsgedanken und Ängsten Heilung eher selten geschieht. Ich meine hier tatsächlich Heilung und nicht nur Symptombekämpfung oder das Erlernen von Strategien zur Alltagsbewältigung, sondern Heilung in dem Sinne, dass die Zwangshandlungen und Zwangsgedanken einfach nicht mehr da sind. Das zu erleben, hat mich auch als Persönlichkeit extrem verändert – wie ich die Welt sehe, wie ich Dinge sehe und wie ich Beziehungen sehe und zum Positiven auslebe. Ich war noch nie so glücklich in meinem Leben wie ich es im Moment bin – mit krassem Abstand. Das ist alles ein Prozess, der im Endeffekt da angefangen hat und sich weiter entwickelt hat. Ich sehe Beziehungen ganz anders – weniger als Pflichten und mehr als Geschenk. Jeder macht das Seine und wenn es passt, passt es –  und wenn nicht, dann halt nicht. In allen Lebensbereichen habe ich dieses – mein zwanghaftes Verhalten – nicht nur wenn Du Ticks hast – der Mensch verhält sich in extrem vielen Lebensbereichen zwanghaft – das ist bei mir extrem zurückgegangen. Ganz frei davon bin ich sicherlich noch nicht, wobei ich es versuche zu werden. Philosophisch, intellektuell, emotional hat mich das komplett umgekrempelt. Ich denke anders über die Welt und über mich selbst. Ich denke jetzt über mich, dass es das allerwichtigste ist, dass ich gesund und glücklich bin und dass es wichtig ist, dass ich das, was ich tue auch gerne mache. Darauf überprüfe ich immer wieder alles, was ich tue. Meine Überzeugung ist weggegangen von „ich muss jedem beweisen, dass ich der Beste und Stärkste bin“ hinzu „es geht darum, dass ich mit dem was ich mache glücklich bin und so wenig wie möglich Dinge zu tun, die ich nicht tun will.“ – Ganz lässt sich das in unserer Zivilisation ja nicht vermeiden. Das „In sich selbst ruhen“ ist für mich ein ganz zentraler Aspekt – zum Ziel meines Lebens geworden. Der „spirituelle“ Teil in mir ist ein vollkommen logischer Aspekt – das beeindruckt mich. Wir vernachlässigen ihn in unserer Gesellschaft oft. Er eröffnet uns unglaubliche Möglichkeiten und zwar ohne, dass dazu Rituale, Symbole oder Orte erforderlich sind, sondern einfach nur in der Begegnung mit sich selbst. Das habe ich als etwas Reales in mir erlebt. Diese Erfahrung hat in mir eine neue Welt geöffnet, die ich vorher überhaupt nicht gesehen habe. Sie ist mittlerweile ein wichtiger Teil meiner selbst geworden.

Die Sitzungen waren für mich im ersten halben Jahr körperlich und geistig extrem anstrengend. Nach jeder Sitzung war ich völlig durch. Ich habe immer die gleiche Angst gespürt – auch wenn sie in der Intensität relativ schnell nachgelassen hat. Mein Empfinden dazu hat sich während der Zeit stark gewandelt. Am Anfang war es nur brutal, mit der Zeit überwog der Lösungsteil – dann war es nicht mehr so dramatisch. Ich wusste, dass es mir im Nachhinein wieder besser gehen würde. Wenn mich Gedanken ablenkten zu dem, was ich im Alltag zu erledigen hatte, habe ich relativ schnell wieder in den Prozess zurückgefunden. Hans Rebhan hatte mir im Vorfeld schon gesagt, dass ich mich darüber nicht ärgern solle, sondern möglichst einfach wieder zu seiner Stimme zurückkehren solle. Das war für mich sehr einfach. Ich hatte sehr schnell verstanden, worum es ging und das dann auch versucht, so umzusetzen.

Wenn ich heute unter sehr großem Stress stehe, merke ich dass ich unter Ängstlichkeit leide. Meine akute Reaktion auf Stress ist nach wie vor Angst. Allerdings hat sie keinen Gedankenbezug mehr. Es kommt nur das Gefühl, das ich vor allem als Anspannung in meinem Kiefer wahrnehme. Ich schaue dann, dass ich möglichst schnell einen Ziff-Prozess durchführe und dem Stress entgegenwirke. Ich empfinde das als ganz guten Deal mit meinem Unterbewusstsein. Wenn ich zu viel tue, schickt es mir etwas Angst, wenn ich dann Ruhe gebe, ist sie wieder weg. Mache ich dann wieder zu viel, kommt ein bisschen mehr – das ist so wie ein Stachel, der dann kommt und mich erinnert. Ich bin fest davon überzeugt, dass immer wenn ein Mensch etwas macht, was nicht zu ihm passt – sei es Emotion oder Leistung oder körperliche Anstrengung, dann zeigt der Körper eine bestimmte Reaktion, die dann auftaucht. Bei mir ist das die Angstreaktion. Sie ist vermutlich gut für mich, weil ich mich körperlich dann nicht schädige. Sie ist mein Vorbote vor dem sprichwörtlichen Herzinfarkt. Ich bin dankbar, wenn ich sie merke, weil ich weiß, dass ich sonst immer noch dazu neigen würde, mich zu überfordern. Früher habe ich mich selbst für diese Angst gehasst. Heute ist es eher so – sie gehört zu mir, ist ein Teil von mir – wie ein Rauchmelder und funktioniert perfekt. Ich merke an meiner körperlichen Reaktion – wenn die Kiefer fest werden – dass ich erst einmal Abstand nehmen muss. Meine Erkenntnis: Körper, Psyche, Unterbewusstsein und Geist sind nicht so trennbar, wie wir es in der westlichen Wissenschaft vielleicht gerne hätten. Emotionen sind für uns viel wichtiger als Verstand und es ist wichtig, dass man nichts erzwingen darf – weder nach außen, noch nach innen.

Ich habe in meinem Erfolg nicht nachgelassen. Das erstaunliche ist, dass ich nicht nachgelassen habe, auch was das Thema Geschwindigkeit angeht. Und das ohne, dass ich mich dabei überlaste. Ich arbeite jetzt wesentlich kreativer, was sehr viel zu meinem Erfolg beiträgt. Meine Sorge war, dass ich den Zug verliere – doch das ist nicht der Fall. Zu Beginn der Therapie wäre ich bereit gewesen, auch darauf zu verzichten, doch es kam nicht so. Ich habe mich beruflich deutlich gegen Geld entschieden, um die Dinge zu tun, die mir Freude machen, die ich gerne mache und die mich wirklich interessieren. Die Begegnung mit Hans Rebhan  war für mich der Wendepunkt.

Jetzt, wo es mir gut geht, benutze ich das Verfahren nach wie vor – nicht aus therapeutischen Zwecken, sondern zur Gestaltung der verschiedensten Lebensbereiche als mentales Training. Tiefer als mit dem Ziff-Prozess kommen wir nie in Meditationszustände. Der Grad der Entspannung lässt sich auch über ein Pulsarmband messen – Am Anfang haben wir die Technik vor allem zur Entspannung genutzt – mittlerweile nutze ich sie, um mein Leben zu steuern. Ich lege damit für mich Leistungen und Grenzen fest. Wenn man das lange macht wie ich inzwischen, ist es verrückt, wie schnell das geht. Am Anfang mit Anleitung hat das sehr lange gedauert, bis man die Tiefe erreicht hat. Mittlerweile ist das so, ich lege mich hin und mache die Augen zu und bin fast schon weg. Der Körper kann das genauso trainieren, wie man Laufen trainieren kann. Die Visualisierungstechnik eignet sich auch hervorragend für Ziele im Sport: Durch die Auflösung von Widerständen im Unterbewussten lassen sich diese mit allen Sinnen mental stärker machen.

Je bewusster ich meine Erfolge steuere, desto weniger gerate ich in Gefahr unbewusst wieder in den kranken Ehrgeiz zu verfallen. Jetzt folgen meine Handlungen einem innerlichen Prozess – früher waren meine Handlungen nicht mit meinem Inneren verbunden. Meine Handlungen und Entscheidungen sind dadurch bewusster geworden.”

Anmerkungen von Hans Rebhan:

“Wie Sie lesen konnten, war bei diesem Klienten der Gedanke herausragende Leistung bringen zu wollen mit dem Versuch der Kontrolle gekoppelt. Er glaubte, dass er nur über harte Arbeit und unter „Ausbeutung“ seines Körpers zu den gewünschten Zielen gelangen konnte. Oft sind es nicht die Anforderungen, die von außen kommen – auch der übertriebene  Anspruch an sich selbst, kann Druck auslösen und krank machen. 

Sinnvoller Weise hatte der Klient sehr schnell erkannt, dass in dem Moment, in dem er Kontrolle über Zwangshandlungen ausüben wollte, ein Gefühl zu bearbeiten war. Er hat sich entschieden, überall dort, wo er bisher kontrolliert hat, zu fühlen. Er kämpft nicht mehr gegen die Symptome an. Arbeitet er gegen seinen Körper, taucht wieder ein wenig Angst auf. Damit wirkt die Angst wie eine Ampel, die  auf „gelb“  springt und ihn so daran erinnert, sein Verhalten wieder umzustellen. In seinem Fall den Versuch der Kontrolle aufzugeben und wieder auf die Botschaft seines Körpers zu „hören“ und danach zu handeln.

Über dieses neu gewonnene Vertrauen in seinen Körper und die Erkenntnis, dass sich das Leben gut entwickelt, wenn man vertraut und nicht dagegen arbeitet, erreicht er jetzt seine Ziele kreativer und leichter. Der Erfolg ist ihm geblieben. Mein ehemaliger Klient ist nach wie vor in der Lage Höchstleistungen zu erbringen. Mit Anfang dreißig bekam er einen Doktortitel verliehen. Zum Erreichen seiner Ziele und für die Gestaltung eines erfolgreichen Lebens nutzt er jetzt den Ziff-Prozess als eine neue Form der Kommunikation mit seinem Unbewussten.  Ich selbst beschränke meine Arbeit mit dem Ziff-Prozess auf die Aufarbeitung alter Gefühle, halte ihn aber zur Erreichung weiterer Ziele für durchaus geeignet.”